Auch über ein Jahr nach der Ernennung der Genossenschaftsidee zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit durch die UNESCO ist die Genossenschaftsfamilie ganz beflügelt und voller Tatendrang, auf unterschiedlichen Wegen die Genossenschaftsidee wieder ins Gedächtnis der Menschen zu rufen.
In diesem Jahr schauen alle gespannt auf die zahlreichen Aktivitäten rund um den 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Mit einer großen Kampagne sowie zahlreichen Unterstützern aus der Politik werden die Person Raiffeisen und seine genossenschaftliche Idee in den Fokus gerückt.
Eine vergleichbare Unterstützung kann das Deutsche Genossenschaftsmuseum nicht erwarten, denn Hermann Schulze-Delitzsch ist nicht in dem Maße im kollektiven Bewusstsein verankert wie Raiffeisen. Ein banaler Vergleich belegt dies: DIE ZEIT veröffentlichte Anfang des Jahres eine Datenbank der Straßennamen Deutschlands. Mithilfe der Datenbank lässt sich veranschaulichen, wie häufig und wo ein bestimmter Straßenname verteilt ist. Bereits auf Platz fünf der häufigsten Namen für Straßen und Plätze, die an eine Person erinnern, steht Raiffeisen mit 1.743 Nennungen, nach Schulze-Delitzsch sind hingegen nur 62 Straßen, Wege und Plätze in Deutschland benannt. Diese Zahlen lassen einen unmittelbaren Rückschluss auf die Erinnerungskultur zu.
Das Genossenschaftsmuseum im Schulze-Delitzsch-Haus möchte selbstverständlich an Hermann Schulze-Delitzsch erinnern, den berühmtesten Sohn der Stadt Delitzsch, der hier vor Ort nicht nur seine Ideen erprobte und weiterentwickelte, sondern später auch die Deutsche Fortschrittspartei (Ursprung der FDP) gründete, um politisch für seine Ideen zu kämpfen. Er ist zudem der Begründer des ersten Genossenschaftsverbandes und einer der Urheber des Genossenschaftsgesetzes. Hermann Schulze-Delitzsch prägte den Begriff Genossenschaft und verknüpfte ihn mit einer Unternehmensform, die bis heute erfolgreich ist.
Dieses und vieles mehr finden Sie bereits in unserer Dauerausstellung. Doch die Anforderungen an das Museum sind nicht zuletzt durch die Entscheidung der UNESCO gestiegen. Daher plant die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft als Träger des Museums einen Umbau sowie die thematisch-inhaltliche Erweiterung der Ausstellung hin zur internationalen Perspektive und der Gegenwart des Genossenschaftswesens. Für dieses umfangreiche Projektvorhaben bedarf es, frei nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“, der finanziellen Unterstützung vieler! Ziel der Umgestaltung ist es, gerade einer jungen Generation den weltumspannenden Genossenschaftsgedanken im Museum spannend und interaktiv zu vermitteln. Die Ausstellung soll anregend und motivierend sein, nicht nur eine geschichtliche Nacherzählung, sondern in die Zukunft gerichtet.